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Stadtrat beschließt grundlegende Inhalte der Bewerbung zur

„Kulturhauptstadt Europas 2025“ – Positive Ergebnise aus IFH-Umfrage

 

Wie sieht die Zukunft der deutschen Innenstädte aus? Was wünschen sich Innenstadt-Besucher von ihren Stadtzentren? Diese Fragen liegen der bundesweiten Untersuchung „Vitale Innenstädte 2018“ zugrunde, die das Institut für Handelsforschung (IFH) Köln im Herbst 2018 bereits zum dritten Mal deutschlandweit anhand eines einheitlichen Fragebogens durchgeführt hat. Auch Chemnitz, in dessen zentrumsnahen Viertel „Kappellenberg“ sich unser aktuelles Denkmalobjekt direkt am Stadtpark befindet, beteiligte sich an der Befragung.

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In 116 deutschen Städten aller Größen und Regionen wurden im letzten Jahr zeitgleich Innenstadt-Besucher zu ihren Einkaufsgewohnheiten und der Attraktivität der Innenstädte befragt. Die Datenerhebung erfolgte an zwei ausgewählten Tagen (Donnerstag und Samstag) im September 2018. Insgesamt kamen so fast 60.000 Interviews zusammen. Ziel der Untersuchung ist es dabei, den Partnern aus Wirtschaft, Politik und Verwaltung wichtige Informationen über die Positionierung ihrer Stadt aus Sicht der Besucher als Planungsgrundlage für standortspezifische Maßnahmen zur Verfügung stellen zu können.

 

Die Untersuchung liefert sowohl allgemeine Ergebnisse zur Attraktivität von Innenstädten und den Ansprüchen der Innenstadt-Besucher an die Stadtzentren der Zukunft als auch spezifische Erkenntnisse zu einzelnen deutschen Städten aller Größen und Regionen. Werden die Besucher der Chemnitzer City nach dem Anlass ihres Aufenthaltes gefragt, steht bei den meisten Besuchern sowohl an Werktagen als auch am Wochenende das Einkaufen auf Platz 1. Am Befragungs-Donnerstag standen darüber hinaus Behördengänge und der Besuch gastronomischer Einrichtungen auf der Agenda, wohingegen am Samstag die Chemnitzer Kultur- und Freizeiteinrichtungen sich großer Beliebtheit erfreuten.

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Generell kann die Chemnitzer Innenstadt bei den Besuchern besonders durch die Vielzahl und die Attraktivität der gastronomischen Angebote punkten. Des Weiteren schätzen die Befragten die Sauberkeit sowie die Erreichbarkeit der Innenstadt durch den öffentlichen Personennahverkehr. Die Übersichtlichkeit der Innenstadt sowie die Ladenöffnungszeiten und die angebotenen Events und Festivitäten, die im Verlauf des Jahres stattfinden, wurden zudem positiv hervorgehoben.

 

Im Vergleich dazu wurden die Parkmöglichkeiten in der Innenstadt als lediglich befriedigend bewertet und auch das Angebot seitens der Einzelhändler könnte laut der Befragten noch attraktiver gestaltet werden. Einige bemängelten das innerstädtische Ambiente und das mangelnde Flair der Straßenzüge. Die Untersuchung „Vitale Innenstädte 2018“ spiegelt für die Initiative „Chemnitz City“ wichtige Punkte wieder, an denen sich im Verlauf der kommenden Jahre geplante Maßnahmen orientieren werden.

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Ganz konkret steht die Initiative bereits jetzt zum Thema Gestaltung und Schaffung von Aufenthaltsqualität sowie Verweildauer im Gespräch mit Eigentümern innerstädtischer Objekte und Flächen. Zudem stehen auch neue Ansätze von Veranstaltungsformaten im Fokus. Weitere Aktionen sind geplant und werden entsprechend gesondert vorgestellt. Partner der Untersuchung in Chemnitz sind neben der Chemnitzer Wirtschaftsförderungs- und Entwicklungsgesellschaft mbH der Handelsverband Sachsen e. V. und die IHK Chemnitz.

„Es freut uns sehr, dass wir mit der Stadt Chemnitz an der größten Innenstadtstudie in Deutschland teilnehmen konnten. Die Untersuchung gab Aufschluss darüber, wie attraktiv die Innenstadt aus Sicht der Besucher ist, wie sich das Einkaufsverhalten der Besucher gestaltet, was bereits gut funktioniert und wo Reserven sowie Potenziale liegen. Wenn wir uns vergegenwärtigen, dass zum Zeitpunkt der Befragung Ende September 2018 die Stadt noch unter dem Eindruck der Erlebnisse im Sommer des vergangenen Jahres stand, sind die Ergebnisse durchaus positiv zu bewerten und machen Mut“, sagt René Glaser, Geschäftsführer des Handelsverbandes Sachsen, stellvertretend für die Projektpartner in Chemnitz.

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Nun heiße es aber auch, die Erkenntnisse aus der Studie zu nutzen und die herausgearbeiteten Handlungsfelder zur weiteren Attraktivitätssteigerung und dauerhaften Erhöhung der Passanten-Frequenz mit allen Partnern aus Politik, Verwaltung und Wirtschaft anzugehen und umzusetzen, so Glaser weiter. Ein großer Schritt zur Erhöhung der Attraktivität könnte dabei die Bewerbung Chemnitz‘ zur „Kulturhauptstadt Europas 2025“ sein.

 

Hierfür hat der Chemnitzer Stadtrat hat Anfang März mit großer Mehrheit die grundlegenden Inhalte zur Programmdurchführung für die Bewerbung beschlossen. Oberbürgermeisterin Barbara Ludwig: „Ein gemeinsames starkes Europa ist das Beste, was uns passieren kann, was aber heute keine Selbstverständlichkeit ist. Mit der Kulturhauptstadt wollen wir unsere Stadt gemeinsam weiterdenken und weiterentwickeln. Wir wollen Europa unsere Geschichte erzählen, von Europa lernen. Und vielen Besuchern 2025 zeigen, was Chemnitz zu leisten imstande ist. Ich bin sicher, dass bei einer erfolgreichen Bewerbung viele Chemnitzer, die heute noch skeptisch sind, ihre Stadt in einem ganz anderen Licht sehen werden.“

 

Bis zum 30. September muss Chemnitz nun bei der Kulturstiftung der Länder ein Bewerbungsbuch, das sogenannte Bidbook abgeben, das Antworten auf einen vorgegebenen Fragenkatalog gibt. Über die wesentlichen Antworten auf die darin gestellte Fragen (insgesamt 19) muss der Stadtrat entscheiden. Die Formulierung der Antworten wurde in Zusammenarbeit vom Kulturhauptstadtbüro und Programmrat geleistet. Die gemeinsam konzipierten Antworten bilden den Inhalt der Vorlage an den Stadtrat und betreffen den Teil des Bewerbungsbuches, für den laut Empfehlung der Europäischen Kommission das Votum des Stadtrates einzuholen ist.

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Unter anderem wird Chemnitz unter dem Motto „AUFbrüche. Opening minds, creating spaces“ im Bidbook darstellen, dass die Stadt in den vergangenen Jahrhunderten immer wieder Brüche und Widersprüche, anschließend wieder Aufbrüche erlebt hat. Sie ist in vielem mit der wechselvollen Geschichte Europas verbunden und liefert auch heute ein Spiegelbild für die Herausforderungen in Europa. Chemnitz möchte einstehen für eine vielfältige Gesellschaft und für ein vielgestaltiges Europa. Kultur wird dabei zum Schlüssel, offene Begegnungen zu schaffen, in einer sich wandelnden Gesellschaft die europäischen Werte zu bewahren und das europäische Friedensprojekt fortzuschreiben. Zugleich möchte Chemnitz beispielhaft mit der Region einen traditionellen Kulturraum neu beleben und gegen den Trend der Abwanderung aus den ländlichen Räumen die Vorzüge einer ausgedehnten Stadtregion „erfahrbar“ machen.

 

Eine Leitfrage im Kulturhauptstadtprozess ist: „Wie wollen wir miteinander leben?“ Gemeinsam mit den Bürgerinnen und Bürgern wurde in den letzten zwei Jahren darauf eine Antwort gesucht. Es werden Objekte, Plätze und Areals betrachtet, für deren Umbau und Neukonzipierung die Kulturhauptstadtbewerbung der Katalysator sein kann. Gemeinsam mit engagierten Bürgern wurden diese Vorschläge diskutiert. Sechs Flächen werden im Bidbook beispielhaft herausgestellt:

 

  • der Eisenbahnbogen (Viadukt an der Annaberger Straße)
  • das Kulturquartier
  • die Stadt am Fluss
  • das Sportforum
  • der öffentliche Raum – öffentliche Plätze
  • Orte des Aufbruchs – neue Nutzungen, neue Partnerschaften

 

Im Bidbook zu beschreiben, ist außerdem auch die Ausgangslage in der Stadt mit ihrer kulturellen Infrastruktur und der Kulturstrategie bis 2030. Die meisten Fragen aber drehen sich um das Budget. Auch die Organisationsstruktur im Falle des Titelgewinns ist vorzustellen, wobei Chemnitz eine gGmbH favorisiert.

 

Die weiteren Fragen des Bidbooks, über die nicht der Stadtrat entscheiden muss, betreffen weitestgehend das künstlerisch-kulturelle Programm für die Kulturhauptstadt Europas 2025. Und unterliegen dem Prinzip der Freiheit von Wissenschaft und Kunst. Deshalb wurde für die Arbeit an diesem Fragenkatalog eine Kernarbeitsgruppe eingesetzt, in der zum einen Vertreter aus Chemnitz und zum anderen externe europäische Experten mitwirken. Die von der Arbeitsgruppe entwickelten Antworten werden mit Blick auf die Mitbewerber um den Titel „Kulturhauptstadt Europas 2025“ bis zu ihrer Bestätigung im Programmrat und der Lenkungsgruppe vertraulich behandelt (Fotos, Pläne: Stadt Chemnitz, Chemnitzer Wirtschaftsförderungs- und Entwicklungsgesellschaft mbH, RMC – Rendite Management Concept GmbH).

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