Thüringer Investor gestaltet Denkmal zu Innovationslabor mit vielen Nutzungen – Petersberg wird als Begegnungsort weiter gestärkt

Wichtige Weichenstellung für eines der markantesten Gebäude in Erfurt: Mitte September hat der Haushalts-und Finanzausschuss (HuFA) des Thüringer Landtages den Verkauf der Defensionskaserne auf dem Petersberg genehmigt. Der bisherige Eigentümer, die Landesentwicklungsgesellschaft (LEG)  Thüringen, veräußert das denkmalgeschützte Gebäude mit 9.000 Quadratmetern Nutzfläche an den Erfurter Investor Frank Sonnabend. Die Stadt, in deren Ortsteil Ilversgehofen sich unser neuestes Denkmalobjekt „Stollberghöfe – BA III“ befindet (mehr: https://bit.ly/3kH8yfy), erfährt so künftig eine weitere Aufwertung.

Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart. Der Käufer wird das 170 Meter lange und zwischen 1828 und 1831 erbaute Gebäude umfassend sanieren und für eine gemischte Nutzung mit Mietern und Start-Ups aus den Bereichen Kultur und Medien, Kreativwirtschaft, Handwerk und Gastronomie aufbereiten. Der Stadt Erfurt bietet der Investor eine Anmietungsoption für die Umsetzung eines städtischen Museumskonzeptes an.

Insgesamt soll mit dem Sanierungs- und Nutzungskonzept ein Beitrag dazu geleistet werden, den Petersberg als Begegnungsort zu stärken. Ein ähnliches Projekt hat Frank Sonnabend bereits im Norden der Stadt in der Nähe von Ilversgehofen, verwirklicht: Hier gestaltete er an der Hugo-John-Straße eine Industriebrache zum Kontor, einem lebendigen Zentrum der Kreativwirtschaft, in dem sich verschiedene Nutzungen aus den Feldern Kunst, Gastronomie, Architektur und Technologie gegenseitig befruchten. Für dieses erfolgreiche Projekt erhielt er den Thüringer Denkmalschutzpreis und den Thüringer Staatspreis für Baukultur 2020/2021 in der Kategorie Innenarchitektur.

Die LEG war seit 1999 Eigentümerin der Defensionskaserne. Damals übertrug ihr der Freistaat dieses leer stehende Denkmal mit dem Auftrag einer Vermarktung an einen privaten Investor. „Wir freuen uns, mit Frank Sonnabend einen Käufer gefunden zu haben, der aus Thüringen stammt, sich Erfurt verbunden fühlt und bereits bei einem anderen geschichtsträchtigen Objekt gezeigt hat, dass er erfolgreich und verantwortungsvoll leerstehende Gebäude mit Leben erfüllen kann“, sagte LEG-Geschäftsführerin Sabine Wosche nach der Bekanntgabe der HuFA-Entscheidung. „Es ist gut, dass das Denkmal weiter öffentlich zugänglich bleiben und als facettenreicher Begegnungsort die Menschen anziehen wird!“

Für den Investor eröffnet der Erwerb der Defensionskaserne die Chance, Geschichte und Innovation an einem Ort kreativ zu verknüpfen. „Mit dem Kontor haben wir bewiesen, dass in Erfurt visionäre Ideen inhaltlich erfolgreich und zugleich wirtschaftlich tragfähig verwirklicht werden können“, sagte er. „Wir wollen die Defensionskaserne zu einem besonderen Erlebnisort machen und mit ihr allen kreativen und engagierten Partnern ein Angebot unterbreiten, das die Realisierung innovativer Konzepte und Kollaborationen ermöglicht.“

Die Kaufverhandlungen erfolgten in den vergangenen Monaten unter enger Beteiligung der Thüringer Staatskanzlei (TSK) und der Stadt Erfurt. Die TSK vermittelte den Kontakt zum Investor und begleitete die Gespräche. Nachdem sich die Pläne zur Etablierung eines Landesmuseums in der Defensionskaserne wegen der Corona-Pandemie aus finanziellen Gründen als undurchführbar erwiesen, war das Ziel, für das Gebäude eine andere gute Lösung zu finden – durchaus auch mit der Option einer künftigen musealen Nutzung zumindest in Teilbereichen. Die Stadt Erfurt hat angekündigt, für ihre Museen neue Strukturen und räumliche Lösungen auszuloten, und sie wird mit dem Investor diesbezüglich in Gespräche eintreten.

Oberbürgermeister Andreas Bausewein sagte zum Verkauf der Defensionskaserne: „Wenn auch unsere Vorzugsvariante eines Landesmuseums nicht realisierbar scheint, ist es ein vernünftiger und gebotener Weg, der Stadt Erfurt eine Nutzungsoption einzuräumen. Wir werden nun mit dem Investor konkrete Verhandlungen aufnehmen. Der Petersberg mit der Defensionskaserne ist schon aus sich heraus ein musealer Ort, der mindestens in Teilbereichen durch die Stadt Erfurt genutzt werden sollte, gerade auch in Verbindung mit der Peterskirche.“

Konkret sehen die Pläne des Investors vor, in den oberen Geschossen der Kaserne vielseitige Studios und Arbeitsflächen für Kreativfirmen zu schaffen. Ideen etwa für TV- und Medienproduktionen, für Grafik und Architektur, Marketing und Kommunikation können hier entstehen; denkbar ist die Nutzung durch die freie Tanz- und Theaterszene, durch Musiker und Künstler. Neben Handwerk und Gestaltung sind auch Angebote zur (Weiter-)bildung als Nutzungsoptionen möglich.

Zwischen Festungsbäckerei und altem Erfurter Weinberg wird zudem ein Ort der Gastlichkeit entstehen. So soll das Erdgeschoss künftig eine anspruchsvolle Gastronomie beherbergen. Außerdem werden die Nutzungen nicht isoliert stehen, sondern zeitliche und räumliche Bezüge realisieren: Als Innovationslabor wird die Defensionskaserne auf den reichen Traditionen des Gebäudes und der Stadt Erfurt fußen, die beispielsweise bereits im Mittelalter vielfältige Formen des Handwerks ausbildete und als Handelsstadt für den regen Austausch von Waren und Ideen stand.

Räumlich betrachtet wird das Umfeld einbezogen, so soll unter anderem mit der benachbarten, fast 1.000 Jahre alten Peterskirche ein neues Miteinander etabliert werden. Der Petersberg als Standort der Defensionskaserne insgesamt soll durch die Neubelebung des Denkmals an Attraktivität und Aufmerksamkeit gewinnen (Text/Fotos: RMC/Stadt Erfurt/LEG Thüringen).

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