40 Unternehmen investieren 2020 rund 460 Millionen Euro – In Erfurt befindet sich wichtiges Standbein der Zukunftsvision „Europas Silicon Valley“
Auch 2021 erwies sich Thüringen, in der deren Landeshauptstadt Erfurt sich unser Denkmalobjekt „Stollberghöfe – BA III“ befindet (https://bit.ly/3kH8yfy), als attraktiver Investitionsstandort, für den sich Unternehmen aus verschiedensten Teilen der Welt entschieden. Trotz der weltweit gravierenden Einschränkungen durch die Corona-Pandemie gelang es, das Ansiedlungsgeschäft konstant zu halten und in diesem Bereich eine ähnlich gute Bilanz zu erzielen wie in den Jahren vor Corona. 40 Unternehmen investierten im letzten Jahr so rund 460 Millionen Euro. Damit verbunden war die Zusage zur Schaffung von mehr als 1.800 Arbeitsplätzen.
Erfreulich ist, dass keine nennenswerten Ansiedlungs- oder Erweiterungsvorhaben von Investoren abgesagt wurden oder aufgrund der wirtschaftlichen Auswirkungen der Pandemie verloren gingen. „Thüringen hat sich auch unter widrigen Bedingungen im internationalen Wettbewerb behauptet“, konstatierte Ende 2021 Andreas Krey, Geschäftsführer der Landesentwicklungsgesellschaft mbH (LEG) Thüringen. „Unsere zentralen Standortvorteile haben in vielen Fällen den Ausschlag gegeben, darunter Thüringens einmalige Lagegunst, die hohe technologische Kompetenz bei ansässigen Firmen und Forschungsinstituten und nicht zuletzt die hohe Lebensqualität, die in Zeiten des Fachkräftemangels immer bedeutsamer wird.“
Unternehmen aus diversen Weltregionen setzen dabei auf Thüringen, sie kommen unter anderem aus den USA und China, Japan, Frankreich und Italien. „Die Ansiedlungen und Erweiterungen erfolgten in innovativen Branchen, dazu gehörten die Elektromobilität, die Medizintechnik, die Halbleitertechnologie und die Bereiche Optik und Sensorik“, ergänzt Dr. Arnulf Wulff, als LEG-Prokurist und Abteilungsleiter zuständig für das Ansiedlungsgeschäft und das Thüringen-Marketing der LEG. „Wir haben auch in Pandemiezeiten durch kundenorientierte Erweiterung unserer digitalen Angebote, aber auch durch persönliche Kontakte, wann immer dies möglich war, unsere hohe Servicequalität bewahrt und noch ausgebaut!“
Bestes Beispiel ist die erwähnte Halbleiter-Branche: Thüringen und sein Nachbarland Sachsen sind hier starke Standorte. Jahrzehntelange Tradition geht hier Hand in Hand mit zukunftsweisender Innovation. Fachleute sprechen längst vom „Silicon Valley Mitteldeutschland“ – das ein Standbein in der thüringischen Landeshauptstadt Erfurt hat. Im Herzen Thüringens sorgen Firmen der Branche für positive Schlagzeilen.
So investiert hier der belgische Mikrochiphersteller Melexis fünf Millionen Euro in seinen Unternehmensstandort. Noch in diesem Jahr werden sieben neue High-Volume-Testanlagen und zwei vollautomatische Verpackungsmaschinen in Betrieb genommen. Geschäftsführerin Jessica Völlger bezeichnet die Erweiterung als „klares Bekenntnis zum Standort Erfurt“. In den vergangenen fünf Jahren wurde die Mitarbeiterzahl in Erfurt von 220 auf 250 erhöht.
Melexis entwickelt, testet und liefert Integrierte Schaltkreise, produziert sie aber nicht selbst. Die Chipfertigung erfolgt bei der benachbarten X-Fab, die 2021 mehr als eine Million Euro in eine Erweiterung ihrer Reinraum-Kapazität investierte.
X-Fab ist bereits 30 Jahre erfolgreich in Erfurt tätig. Wie andere Chiphersteller spürt das Unternehmen eine hohe Nachfrage, die im zweiten Quartal 2022 sogar die Zuteilung von Kapazität erforderlich machte. X-Fab ist kein Massenhersteller von Prozessoren oder Speicherchips, sondern auf Schaltkreise spezialisiert, die im Auftrag von Kunden vor allem aus der Automobilindustrie, der Medizintechnik oder der Industrie gefertigt werden. Sie fungieren quasi als Schnittstellen zwischen der analogen und der digitalen Welt.
Zum Programm gehören auch Sensoren für die verschiedensten Anwendungen. „Wir sind in diesem Bereich weltweit unter den Top 12 und der größte Anbieter mit europäischem Eigentümer“, sagte Geschäftsführer Gabriel Kittler. Als Beispiel für den Einsatz der Halbleiter von X-Fab nannte Kittler Assistenzsysteme in Autos, aber auch Reifendrucksensoren oder technische Systeme, die die Sicht bei Nebel ermöglichten.
Die X-Fab-Gruppe mit Fabriken in Erfurt und Dresden sowie in Frankreich, wo X-Fab an der Börse notiert ist, in Malaysia und den USA beschäftigt nach eigenen Angaben mehr als 4000 Mitarbeiter. In Erfurt, wo sie ihre Wurzeln hat, seien es derzeit rund 850 Beschäftigte. Investiert worden seien in den Thüringer Standort seit 1992 rund eine halbe Milliarde US-Dollar (aktuell etwa 510 Millionen Euro). 450 Arbeitnehmer seien es in Dresden. Zudem gebe es einen kleineren Standort in Itzehoe.
Zusammenfassend gilt: Nachdem es der Automotive-Industrie weltweit an Halbleitern fehlt, rückt die Frage des Ausbaus der europäischen und deutschen Potenziale in der Halbleiterfertigung immer mehr in den Fokus – und hier kommen Thüringen und auch Sachsen ins Spiel. „Europas Silicon Valley“ – das ist die Zukunftsvision für diese Innovationsregion.
Die Technologiepotenziale Thüringens und Sachsens sind vielversprechend. Hier befand sich schon zu DDR-Zeiten das Zentrum für das Hochtechnologieprogramm der DDR im Bereich (Mikro-)Elektronik. In Erfurt und Jena standen zwei große Thüringer Kombinate, welche die Basis bildeten für viele Ausgründungen und Fortführungen der Chiptechnologie im Freistaat.
Ebenfalls auf der starken Tradition fußen die vielfältigen Thüringer Forschungsinstitute wie das CiS Forschungsinstitut für Mikrosensorik GmbH (Erfurt), das Fraunhofer-Institut für Angewandte Optik und Feinmechanik (IOF) (Jena) und das Fraunhofer-Institut für Keramische Technologien und Systeme (IKTS) (Hermsdorf). Fazit: „Europas Silicon Valley“ gehört die Zukunft, und Thüringen bietet alle Voraussetzungen, starkes Standbein dieser Innovationsregion zu sein (Text/Fotos: RMC/LEG Thüringen/Freistaat Thüringen).