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350 Millionen Euro flossen bislang in die Stadterneuerung

und Städtebauförderung – Die Wohnqualität wächst weiter

 

Die meisten Chemnitzer erinnern sich an die Situation in ihrer Stadt, in dessen zentrumsnahen Viertel „Kappellenberg“ sich unser aktuelles Denkmalobjekt (mehr Infos hier: https://bit.ly/2KIKJm7) befindet, zum Zeitpunkt der Wende vor über 25 Jahren. Innerstädtische Wohngebiete wie der Brühl oder der Kaßberg, vor mehr als 100 Jahren für Arbeiter oder das Bürgertum entstanden, waren inzwischen grau und trist. Die Stadtplätze boten wenig Qualität zum Spielen und Erholen, Straßen waren stickig von Abgasen.

 

Chemnitz web 0009

 

Die Wende bot Chancen zur Erneuerung. Der Stadtrat beschloss daher flächendeckend städtebauliche Sanierungsmaßnahmen in den Gründerzeitgebieten. Man legte Fördergebiete der Stadterneuerung fest, die von diversen Förderprogrammen partizipierten. Die Stadt erschloss sich sehr schnell und ideenreich die neuen Möglichkeiten, mit Zuschüssen von Bund, Land, der EU und immer auch mit einem erheblichen Anteil aus dem eigenen Haushalt die Sanierung ganzer Stadtgebiete anzuschieben. In 25 Jahren der Stadterneuerung mit Städtebauförderung hat die Stadt aktuell 350 Millionen Euro aus acht Programmen in insgesamt 15 Fördergebieten eingesetzt.

 

Eigentümer wurden zudem durch gezielte Beratung und Förderung angeregt, ihre Häuser wieder in Besitz zu nehmen und zu sanieren. Pläne zur Erneuerung öffentlicher Gebäude wie Schulen und Kultureinrichtungen wurden erstellt und umgesetzt – Straßen erneuert und begrünt, moderne Anlagen zur Versorgung mit gesunder Wärme und sauberem Wasser geschaffen. Alles mit dem Ziel, aus Chemnitz wieder eine Stadt zu machen, die für künftige Generationen wohn- und lebenswert ist.

 

Reitbahnstr

Die Bürger konnten sich weiterhin erstmals seit Jahrzehnten direkt an den Plänen zu Gestaltung ihres Wohnumfeldes beteiligen – das ist Stadterneuerung in Chemnitz, erfolgreich und für jeden sichtbar. Jeder Euro der Städtebauförderung erzeugt in einem Wirtschaftskreislauf etwa sieben Euro Folgeinvestitionen – solch eine hohe und unmittelbare Wirkung für die Stadt und ihre Bürger hat kein anderes öffentliches Förderprogramm. Somit wurden in Chemnitz in 25 Jahren rund zwei Milliarden Euro Investitionen in der Stadterneuerung durch Förderung angeregt. Um die Koordinierung dieser komplexen Aufgaben kümmert sich die Abteilung „Stadterneuerung“ im heutigen Stadtplanungsamt.

 

Zunächst musste Anfang der 90er Jahre dringend der weitere Verfall der wertvollen Altbauten, aufgehalten werden, darunter viele Schätze der Baukultur der Gründerzeit, wertvolle Jugendstilfassaden. Wohnraum, der gebraucht wurde. Also hieß es ganz pragmatisch – Dächer dicht, Keller trocken legen, Hausschwamm bekämpfen. Sofortprogramme des Freistaates haben mit zwölf Millionen Euro Eigentümern geholfen, zirka 800 Gebäude, meist Denkmale, zu retten. Der Weg für eine zeitgemäße Sanierung und gutes Wohnen im Altbau war vorbereitet, weitere Mittel zur Sanierung bereitgestellt. Inzwischen hat z. B. der Kaßberg dank der Zuschüsse von 24 Millionen Euro und 15 Millionen Euro Förderdarlehen seit 1991 einen so guten Stand erreicht, dass er aus der Sanierung und Förderung 2015 entlassen wurde.

 

Die Mitwirkung der Eigentümer und der Bewohner der Stadterneuerungsgebiete steht nicht nur im Baugesetzbuch – sie ist in Chemnitz gelebte Praxis. Bei Bürgerforen vor Ort in allen Sanierungsgebieten, öffentlich diskutierten Wettbewerben mit Architekten zur Schließung der Kriegslücken auf dem Kaßberg, in den Planungswerkstätten mit Bewohnern des Brühl zum Zöllnerplatz oder zu den Bunten Gärten auf dem Sonnenberg – es gab und gibt viele Möglichkeiten, sich einzubringen.

 

Kaßberg

 

Durch das EU-Programm „URBAN“ entstand zudem das erste Bürgerhaus mit dem ersten Quartiersmanagement – das Beispiel hat Schule gemacht. Inzwischen gibt es bereits fünf geförderte Quartiersmanagements mit Verfügungsfonds für Bürgerprojekte (im Reitbahnviertel, Schloßchemnitz, Brühl, Sonnenberg und im ehemaligen Heckert-Wohngebiet). Viele Sonnenberger haben gemeinsam 2011 in Zukunftswerkstätten ihr Leitbild für ihren Stadtteil beschrieben und sind heute auch in der Stadtteilrunde aktiv, finden sich zum Frühjahrsputz und zu guten Ideen für die Aufwertung des Fußgängertunnels zum Bahnhof.

 

Aber: Jedes Stadtquartier braucht Orte für seine Bewohner, die zum Erleben einladen, die Bildung oder auch Besinnung bieten. Zahlreiche öffentliche Gebäude sind in allen Sanierungsgebieten ein Schwerpunkt der Städtebauförderung und oft auch lebendiger Denkmalschutz. Die neue Innenstadt ist deshalb seit 1997 mit 100 Millionen Euro der Schwerpunkt der Förderung. Es gäbe ohne Städtebauförderung nicht das Kulturkaufhaus „DasTIETZ“, das Museum Gunzenhauser oder das neue Landesarchäologiemuseum „smac“, auch nicht die Jugendherberge am Getreidemarkt.

 

So wurde die Sanierung des „Tietz“ durch die GGG mbH mit acht Millionen Euro Zuschuss ermöglicht. Das Versorgungsunternehmen „eins energie“ in Sachsen erhielt 3,6 Millionen Euro Zuschuss für die Verwandlung des einmaligen Bauhausgebäudes in eine Jugendherberge mitten in der City. Das König-Albert-Museum bietet durch die Sanierung mit Städtebauförderung beste Bedingungen für die Präsentation der Kunstsammlungen. Durch behutsame Sanierung des Kaufhauses Schocken durch die GGG mbH mit 28 Millionen Euro Förderung zieht das „smac“ seit Mai 2014 Besucher in den einzigartigen Bau des Architekten Mendelsohn nach Chemnitz.

 

Dennoch: Seit der Jahrtausendwende gab es trotz flächendeckender Sanierung auch Leerstände sowohl in den Wohngebieten in Plattenbauweise, wie dem Heckert-Gebiet als auch im Altbau in der Innenstadt. Das Integrierte Stadtentwicklungskonzept 2002 und seine Fortschreibung als Städtebauliche Entwicklungskonzept (SEKO) in den Jahren 2009 bis 2012 hat die Ziele der Stadtentwicklung zum Stadtumbau definiert. Die Stärkung der innerstädtischen Wohngebiete durch Aufwertung und die Stabilisierung der großen Wohnsiedlungen auch durch Abriss leerstehender Bestände ist eine Strategie, die durch Förderung aus dem Programm „Stadtumbau Ost“ seitdem mit 102 Millionen Euro begleitet wurde.

 

Dazu gehörte auch der unvermeidbare Abriss von 19.000 Wohnungen, ebenso wie die Sicherung von 66 Altbauten in der Innenstadt oder das Modellvorhaben Sonnenberg mit dem Teilrückbau und Modernisierung des Plattenbaus an den Bunten Gärten. Gleich daneben in der Zietenstraße bietet durch Förderung und sehr viel Eigenleistung das erste Co-Working-Space Raum für kreative Köpfe (Fotos, Pläne: Stadt Chemnitz – Sven Gleisberg/Andreas Truxa/Kristin Schmidt, Chemnitzer Wirtschaftsförderungs- und Entwicklungsgesellschaft mbH, RMC – Rendite Management Concept GmbH).

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