Überregionales Bergbaumuseum rüstet sich mit neuem Konzept
für die Zukunft – „auerplace“-Hotel im Gewerbegebiet „Saaß“ geplant
Man spricht noch heute von der „Bergstadt Auerbach“ – ein Gütesiegel, das die Verantwortlichen immer mit bescheidenem Stolz gepflegt haben. In den letzten 20 Jahren hat sich die typische Prägung jedoch deutlich gewandelt: Der Eisenerz-Bergbau ist heute Tradition und Auerbach, in deren Zentrum sich unser aktuelles Neubauprojekt befindet (mehr Infos dazu hier: https://bit.ly/33bHZVv) eine Stadt, die industriell wie strukturell durchaus „up to date“ ist.
So zum Beispiel das überregionale Bergbaumuseum, das mit einem neuen Konzept künftig in die Offensive gehen will. Das „Maffeischächte“ wird daher bis zum Mai 2021 geschlossen bleiben. Der Grund sind umfangreiche Bauarbeiten. Das Museum soll aufgerüstet werden – und damit auf den Standard vieler anderer Museen kommen. Allerdings: Die Kulturveranstaltungen sind davon nicht betroffen.
„Das Museum wird umstrukturiert“, erklärt Matthias Regn, der stellvertretende Vorsitzende des Fördervereins „Maffeispiele“. Da die Arbeit zum Großteil von Ehrenamtlichen erledigt werde, dauere der Umbau „etwas länger“. Er rechne damit, dass das Museum ab Mai 2021 wieder geöffnet werden kann. „In einem halb fertigen Umbau machen wir keine Führungen.“ Laut Regn kommt das Konzept des Museums auf den Prüfstand. „In Zukunft soll man das Museum ohne Führung auch mit Audioguides ablaufen können“, sagt er. Bei einer so genannten Audiotour erhalten die Besucher ein Gerät mit Kopfhörern. Eine Stimme führt sie über das Gelände, hält sie an den Stationen an und erklärt diese. Außerdem seien Infobildschirme angedacht.
Hauptverantwortlich für das Museum soll dann Conny Bachmann sein. Die 37-Jährige aus Kirchenthumbach ist eigentlich technische Redakteurin bei KSB. Ab Mai 2021 soll sie ihre Fähigkeiten dazu einsetzen, Besuchern die Geschichte des Bergbaus auf dem „Maffeigelände“ näherzubringen. Bachmann tut das ehrenamtlich, ebenso wie die rund zehn Mitglieder des Fördervereins, die sich am Umbau beteiligen. Sie ist seit Mai vergangenen Jahres Mitglied im Förderverein, das Umbaukonzept stammt in großen Teilen aus ihrer Feder. Sie sieht zwei Phasen, von denen nur die erste sicher bis zum Mai abgeschlossen sein soll. „Wir müssen ja zuerst die Ausstellungsstücke ansprechend arrangieren und die Informationen aufbereiten“, sagt die 37-Jährige. „Es geht um die Grundlagen: Wo sind wir im Eisenerzbergwerk? Was ist die Funktion? Wer waren die Arbeiter?“
In Phase zwei soll das Museum dann digitalisiert werden, also die von Regn angesprochenen Audioguides und Infobildschirme kommen. Früher habe man in einem Museum einfach ein Bild aufgehängt und das den Besuchern erklärt, aber das ginge heute nicht mehr. „Außerdem müssen wir uns Lösungen für einige der Ausstellungsstücke ausdenken, die in unserem Museum von den Bedingungen angegriffen werden“, sagt Bachmann. Die Museumsführerin will den Freiwilligen kein unrealistisches Zeitlimit setzen: „Unsere Museums-Saison ist im Oktober vorbei. Wenn wir bis dahin fertig sind, können wir uns überlegen, ob wir aufmachen, aber wir müssen nichts überstürzen.“
Überstürzt wird in Auerbach auch nichts bei einem weiteren ehrgeizigen Projekt, dem im Gewerbegebiet „Saaß“ geplanten Mentoring-Hotel „auerplace“. Über 200 Besucher aus der Region wollten sich Anfang März bei einer Veranstaltung darüber informieren. „Das Projekt kann gelingen, weil es regional ist“, sagte dabei Bürgermeister Joachim Neuß (FW/AA). Es seien dafür keine russischen Oligarchen und keine arabischen Scheichs nötig. „Es kann unser aller Projekt werden. Jeder kann sich beteiligen.“ Die Einleitung durch den Rathauschef war bei der Informationsveranstaltung denn auch schon der einzige Wortbeitrag aus dem Publikum. Öffentliche Fragen der Zuhörer waren vom „auerplace“-Team nicht vorgesehen.
Stattdessen hatten alle Interessierten nach dem knapp 45-minütigen Vortrag und einer Beamer-Präsentation Gelegenheit, sich direkt bei einem der sechs Initiatoren zu informieren. An verschiedenen Tischen ging es unter anderem um die Themen Architektur, Gesundheit, lebendige Wirtschaft oder Finanzierung. Die Besucher der als „Bürgerversammlung“ angekündigten Veranstaltung kamen nicht nur aus dem Raum Auerbach, sondern aus der ganzen Region. Auch einige Stadträte, die das Projekt aus der jüngsten Sitzung kannten, und viele Kandidaten der bevorstehenden Kommunalwahl machten sich ein Bild von dem Vorhaben.
Das Mentoring-Hotel verfolgt unter anderem das Ziel, seine Gäste zurück zur eigenen Kraft zu führen, Platz zum Wohlfühlen und Auftanken zu geben, Nachhaltigkeit zu leben und nebenbei den Bedarf nach Hotelbetten zu decken. Zwei Jahre sei das Projekt vorgeplant und endlich ein passender Standort gefunden worden. „Wir haben ein ideales Areal in der Natur gefunden“, erfuhren die Zuhörer. 65 bis 70 Arbeitsplätze könnten entstehen. Die Form einer Genossenschaft sei neu in der Hotellerie, erklärte Tobias Weidinger, der für die Finanzen zuständig ist.
Der Anteil an Eigenmitteln soll bis zu 25 Prozent der Gesamtinvestitionssumme ausmachen. Wer Anteile zu je 500 Euro zeichne, dürfe drei Jahre lang eine garantierte Rendite von 3,5 Prozent erwarten. Die Einlagen der Bürger würden in eine treuhänderische Genossenschaft einbezahlt, deren Inhaber Thomas Mronz aus Bayreuth ist. Sollte das Hotelprojekt doch nicht realisiert werden, werde das Geld wieder ausbezahlt. Wer mehr Anteile kauft, könne mit Präsenten oder Rabatten bei Hotelbesuchen rechnen.
Einige Besucher füllten das ausliegende „Interessenten-Formular“ gleich aus, baten um Infomaterial oder einen Beratungstermin. Insgesamt seien über 100 solcher Zettel ausgegeben worden, berichtete Verena Lienhardt, die für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig ist. Weil es oberste Priorität sei, eine stabile Finanzierung zu garantieren, seien die Genossenschaftsanteile auf rund 20 Prozent an der Gesamtfinanzierung begrenzt.
Einzelgespräche mit Interessierten würden in den kommenden Wochen geführt. „Die offizielle Zeichnungsfrist beginnt regional dann ab dem 11. März bis zum 30. April.“ Das „auerplace“-Team habe in den vergangenen Tagen bereits erfreut festgestellt, dass großes Interesse an dem Projekt bestehe, so Lienhardt weiter. Umso mehr seien die Initiatoren nun bestärkt, da so viele Bürger in die Helmut-Ott-Halle gekommen waren. Da das Projekt mit der ganzen Region – sowohl den Unternehmen als auch den Privatpersonen – realisiert werden solle, nehme gerade der offene Dialog in der „auerplace“-Vision eine zentrale Rolle ein. Wenige Tage vor der Bürgerversammlung trafen sich auf Einladung des „auerplace“-Teams rund 50 Gäste aus Handel und Handwerk und informierten sich aus erster Hand über das Hotelprojekt.
Die Resonanz, die bei den Initiatoren ankam, beschreibt Verena Lienhardt so: „Grundsätzlich besteht auf jeden Fall Konsens über den Bedarf eines Hotels für die Region. 30000 bis 35000 Übernachtungen mehr pro Jahr werden der Region gut tun. Aus diesem Grund wurden das Vorhaben insgesamt und auch das außergewöhnliche Konzept im Speziellen sehr positiv und offen aufgenommen“ (Fotos: RMC – Rendite Management Concept GmbH, Stadt Auerbach).