In der Landeshauptstadt Erfurt muss weiterhin Wohnraum geschaffen werden – Land und wachsende Städte sollen sich noch besser vernetzen

Beim Thüringer Immobilienkongress haben sich in der Stadt Erfurt, in deren Ortsteil Ilversgehofen sich unser Denkmalobjekt „Stollberghöfe – BA III“ befindet (https://bit.ly/3kH8yfy), Vertreterinnen und Vertreter aus unterschiedlichen Branchen, Politik und Verwaltung getroffen, um über die aktuellen Entwicklungen in den Thüringer Städten, den Mittelzentren und dem ländlichen Bereich zu diskutieren. Und wie der Titel der Veranstaltung „Thüringen first – ein Bundesland auf der Überholspur“ bereits vermuten ließ, entwickelt sich der Immobilienmarkt in Thüringen, vor allem in den großen und mittleren Städten in Mittelthüringen, positiv.

Neben den wachsenden Städten in Mittelthüringen ziehen aktuell auch die kleinen und mittleren Städte Thüringens die Aufmerksamkeit auf sich. Susanne Karawanskij, Ministerin für Infrastruktur und Landwirtschaft, verwies insbesondere auf die Potenziale der Stadt Ilmenau, die im deutschlandweiten Vergleich hinsichtlich der positiven Entwicklung als Aufsteiger des Jahres hervorging.

Aber auch Bad Salzungen, eine Stadt, die ihren Schwerpunkt in einer überdurchschnittlichen Entwicklung der Wohnungsbaumaßnahmen im Einfamilienhaus-Segment setzt, wurde lobend erwähnt. Um diese Entwicklungen für das gesamte Bundesland fortzuschreiben, setzt das Ministerium den Fokus ausdrücklich auf die Themen soziale Gerechtigkeit, gleiche Lebensverhältnisse in der Stadt und auf dem Land sowie auf das Thema Nachhaltigkeit, welche die Landesregierung durch flexible Förderinstrumente unterstützt.

Im besonderen Fokus stand die dynamische Entwicklung in der Landeshauptstadt Erfurt. Nach Jahren des Bevölkerungswachstums, in denen der Wohnungsbau eine große Rolle spielte, weist die Stadt heute eine Leerstandquote im Wohnungsbau von 3 Prozent (1,7 Prozent davon sind marktaktiv) auf. Betrachtet man die wirtschaftliche Entwicklung um die Landeshauptstadt herum in Richtung Erfurter Kreuz, wird schnell deutlich, dass Erfurt weiterhin Wohnraum schaffen muss.

„Als Landeshauptstadt und größte Stadt Thüringens zieht Erfurt natürlich auch potenzielle Arbeitskräfte aus dem Umland an, die zum Arbeiten nach Thüringen kommen, aber in Erfurt wohnen möchten“, bekräftigte Dr. Tobias Knoblich, Dezernent für Kultur und Stadtentwicklung. Diese prosperierende Entwicklung ist nicht nur auf dem Wohnungsmarkt, sondern gleichwohl im Gewerbeflächensegment zu finden. Diese Entwicklung führt zwangsläufig zu Nutzungskonkurrenzen, mit der sich die Stadt zunehmend auseinandersetzen muss.

Fand man 2019 noch eine Leerstandquote im Büroflächenmarkt von ca. 17 Prozent vor, liegt die Quote rund zwei Jahre später bei unter 4 Prozent. Ein Mieterwechsel kann nahezu nahtlos erfolgen. Dabei waren sich die Expertinnen und Experten einig, dass in den kommenden Jahren der Neubau von Büro- und Gewerbeflächen genauso wichtig ist wie die Herstellung und Entwicklung von flexiblen Arbeitswelten, die völlig andere Konzepte voraussetzen als der konventionelle Büroflächenmarkt heute bietet.

Durch die zentrale Lage, die positiv zu verzeichnenden wirtschaftlichen Entwicklungen sowie die stabile Bevölkerungszahl hat die Stadt Erfurt weiterhin beste Voraussetzungen für weitere florierende Entwicklungen. Analog zur Büromarktentwicklung ist das Potenzial der Gewerbeflächen außerhalb der Innenstadt, vor allem in den Gewerbegebieten, ausgeschöpft. Diese Flächendefizite hat auch die Stadtverwaltung erkannt und setzt nach vielen Jahren des Verkaufs städtischer Gebäude und Gewerbeflächen auf ein strategisches Flächenmanagement, wie der Amtsleiter Dr. Torben Stefani vom Amt für Geoinformation, Bodenordnung und Liegenschaften ausführte.

Auch wenn heute der Flächenerwerb und die Flächenversiegelung mit großen Herausforderungen verbunden sind, betrachtet sein Amt, gemeinsam mit dem Amt für Wirtschaftsförderung unter dem Dezernat Finanzen, Wirtschaft und Digitalisierung, die Flächenentwicklung und die Reaktivierung der Brachflächen als Priorität, um neue Entwicklungskonzepte zu ermöglichen. Dr. Knoblich setzte hier an und appellierte an die Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger aus der Komfortzone und der „Politik der kleinen Schritte“ herauszutreten und die Versäumnisse der Vergangenheit durch richtige, zukunftsweisende Entscheidungen, die es heute zu treffen gilt, aufzuholen.

Neben den lokalen Aktivitäten liegt ein wesentlicher Schwerpunkt, so waren sich Politik und Wirtschaft einig, in der Vernetzung der wachsenden Städte und dem Land, um die individuellen Stärken der einzelnen Städte in der Wirtschaftsregion Thüringen zu nutzen und miteinander zu verbinden. Dann kann der Slogan dieser Tagung „Thüringen auf der Überholspur“ Tatsache werden (Fotos: RMC/Stadt Erfurt).

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