Modell mit drei Phasen sieht vor, dass schon bis 2030 fast 50 Prozent des gesamten Gasverbrauches ersetzt werden – Wichtiger Schritt Richtung Klimaneutralität

Um die grüne Energie vom Sommer in den Winter zu bringen, benötigt Berlin, in deren Bezirk Spandau sich auf dem ehemaligen Flugplatz Staaken unser aktuelles Denkmalobjekt „Grünes Gewölbe – Haus 11“ (https://t1p.de/8hxup) befindet, als Ergänzung zum Strom- und Wärmenetz eine Wasserstoffinfrastruktur. Diese ist ein wesentlicher Baustein bei der sicheren Versorgung Berlins für ein ganzes Jahr. Daher hat die NBB Netzgesellschaft Berlin-Brandenburg, ein Unternehmen der GASAG-Gruppe, zusammen mit Partnern Mitte Juni einen Fahrplan entwickelt, um das Berliner Gasnetz in drei Phasen für den Transport von Wasserstoff fit zu machen.

In der ersten Phase wird bis 2030 ein Wasserstoff-Startnetz für Berlin aufgebaut, das große Berliner Netzanschlüsse mit Wasserstoff versorgen kann. Damit werden wichtige Voraussetzungen für die Umstellung bestehender Gasnetzleitungen auf Wasserstoff geschaffen, die einen wichtigen Beitrag zur Dekarbonisierung der Wärme- und Stromversorgung leisten.

Eine zuverlässige, CO2-neutrale Wärme- und Stromversorgung in Berlin ist nur möglich, wenn Wärme, Gas und Strom intelligent zusammenspielen. Die Unternehmen GASAG, NBB, Vattenfall Wärme und ONTRAS sowie das Land Berlin haben dies frühzeitig erkannt und verzahnen die Planungen zum Aus- und Umbau der jeweiligen Infrastrukturen.

Dem Umbau der heutigen Gas- in künftige Wasserstoffnetze kommt eine besondere Bedeutung zu. Die NBB hat daher gemeinsam mit den Partnern ein Phasenmodell für Berlin entwickelt. Dabei werden zunächst die großen Verbraucher mit einem Verbrauch von mehr als 500 MW wie die Heizkraftwerke der Vattenfall Wärme berücksichtigt und anschließend weitere Abnehmer versorgt. Der Wasserstoff wird von den überregionalen Transport- zu den lokalen Verteilnetzen geführt.

Das Modell sieht ein Startnetz vor, das schon 2030 in der Lage ist, fast 50 Prozent des gesamten Berliner Gasverbrauchs durch Wasserstoff zu ersetzen. Die Planung beruht auf der Umstellung bestehender Gasleitungen und geht daher nicht nur mit vergleichsweise geringen Kosten einher, sondern vermeidet auch den Bau neuer Trassen im Berliner Stadtgebiet. Dies wiederum ermöglicht zugleich eine schnellere Umsetzung.

Franziska Giffey, Senatorin für Wirtschaft, Energie und Betriebe dazu: „Wir arbeiten für ein klimaneutrales Berlin und die Wasserstofftechnologie ist dafür ein wichtiges Werkzeug. Statt Kohle, Gas und Öl soll in Zukunft Wasserstoff zu einem sauberen Kraftstoff für Wärme, Schwerlastverkehr und Industrieproduktion in Berlin werden. Wir nutzen dafür Anbieter, die Wasserstoff klimafreundlich erzeugen, sichern den Anschluss Berlins an die geplanten Wasserstofftrassen – und ertüchtigen leistungsstarke Adern in der Stadt, die den Wasserstoff zu den Kraftwerken, Unternehmen und Fahrzeugflotten bringen. Wir kooperieren dabei eng mit Brandenburg und dem Bund und machen gemeinsam mit den Netzbetreibern in Berlin die Leitungen fit für den Kraftstoff der Zukunft.“

Die wichtigsten Trassen des Wasserstoff-Startnetzes Berlin sind zwei insgesamt 60 Kilometer lange Hochdruckleitungen; eine im Westen und eine im Osten Berlins. Sie sollen den Wasserstoff an Übernahmestationen vom Ferngasnetzbetreiber ONTRAS übernehmen und zu den verschiedenen großen Heizkraftwerken der Vattenfall Wärme in Berlin transportieren. Damit wird der Anschluss großer Verbraucher mit mehr als 500 Megawatt Anschlussleistung möglich.

Die Ostleitung führt über die Übernahmestation vom geplanten Wasserstoffnetz der ONTRAS im Nord-Osten Berlins, über den Stadtteil Marzahn bis nach Berlin Mitte. Die Westleitung verbindet die großen Verbraucher in den Stadteilen Wilmersdorf und Charlottenburg miteinander. Technische Gutachten mit wissenschaftlicher Begleitung des TÜV und der DBI Gas- und Umwelttechnik GmbH haben der Transportleitung im östlichen Berlin bereits im vergangenen Jahr die Wasserstofftauglichkeit attestiert und die wenigen erforderlichen – und bereits in Umsetzung befindlichen – Maßnahmen bestimmt. Die Leitung Berlin-West wird in diesem Jahr dieser Prüfung unterzogen. Zugleich wird ermittelt, an welchen Stellen Investitionen in Anlagen und Armaturen erforderlich sind.

Um die erste Phase des Berliner Wasserstoff-Startnetzes und damit die Planungen insgesamt umsetzen zu können, stimmt sich NBB mit dem Fernwärmeversorger Vattenfall schon darüber ab, welche Heizkraftwerke potenziell zu welchem Zeitpunkt von Erdgas auf Wasserstoff umgestellt werden können. Erst durch eine hinreichende Nachfrage nach Wasserstoff, kann ein Angebot an Wasserstoff-Erzeugung entstehen und die Netzinfrastruktur sinnvoll umgestellt werden.

Ist die erste Phase des Wasserstoff-Startnetzes für Berlin umgesetzt, wird das Netz sukzessive erweitert: In einer zweiten Phase ist geplant, Verbraucher mit einer Leistung von mehr als 30 Megawatt anzuschließen. Dazu werden weitere 150 Kilometer Hochdruckleitung für den Wasserstoff-Transport ertüchtigt. Dies wird den Anschluss von Energieanlagen für kleinere Wärme- und Quartierskonzepte, sowie Industriebetriebe ermöglichen. Im Ergebnis wird dies insgesamt eine 60-prozentige Dekarbonisierung des heutigen Gastransports ermöglichen. Im Vergleich zur ersten Phase mit den zwei großen Wasserstoff-Hochdruckleitungen, besteht in Phase zwei noch mehr Flexibilität in der Gestaltung und im Anschluss von Wasserstoffnetzkunden. In einer dritten Phase kann auch kleineren Abnehmern der Wasserstoff zur Verfügung gestellt werden.

Beim Phasenmodell der NBB für Wasserstoff profitiert Berlin vom benachbarten Brandenburg, wo ein starker Ausbau von Wasserstoff-Erzeugungs- und Transportkapazitäten abzusehen ist. Auch in Brandenburg wird die NBB Netzgesellschaft Berlin-Brandenburg ihr Wasserstoffnetz stufenweise entwickeln und vom Anschluss an das vorgelagerte Wasserstoff-Backbone des Fernleitungsnetzbetreibers ONTRAS profitieren, um der Wirtschaft vor Ort den Wechsel auf klimaneutrale Gase zu ermöglichen. ONTRAS ermöglicht über ihr H2-Startnetz für Ostdeutschland wie auch über das Kooperationsprojekt FLOW, zusammen mit Gascade und Terranets BW, der Region Berlin den Zugang zu weiteren Wasserstoffaufkommensquellen. Durch den geplanten Netzausbau von NBB und ONTRAS ergeben sich sehr gute Diversifizierungsmöglichkeiten für die Versorgung von Berlin mit Wasserstoff (Text/Fotos: RMC/Stadt Berlin).

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