Ehemalige DDR-Vergnügungseinrichtung öffnet als Kultur- und Kunstpark – Anfang macht 2022 das Eierhäuschen
Ganz Berlin ist neugierig darauf, was aus dem Spreepark im Bezirk Treptow-Köpenick, in dessen Ortsteil Schmöckwitz sich unser neuestes Premium-Neubauprojekt Stadtvilla „Pier – Wohnen am Wasser, Haus F“ befindet (https://bit.ly/3qkB3mj), wird. Als Kultur- und Kunstpark soll der bekannte ehemalige DDR-Vergnügungspark ab 2022 schrittweise wiedereröffnen.
Aber was das genau heißt, war bislang eher unklar. Die landeseigene Betreiberin Grün Berlin hat Ende letzten Jahres neue Details bekannt gegeben und Visualisierungen veröffentlicht. Der neue Spreepark soll in erster Linie ein öffentlicher Freiraum werden, der alte Relikte und Gebäude integriert. Heißt im Klartext: Mehr Park als Freizeitpark, das 45 Meter hohe Riesenrad wird das einzige nutzbare Fahrgeschäft sein. Wie das über 20 Hektar große Gelände aussehen soll, haben Bürgerinnen und Bürger im Rahmen einer vierjährigen Beteiligung mitbestimmt.
Im Herbst 2022 soll zunächst das Eierhäuschen eröffnen. Das ehemalige Ausflugslokal wird auch in Zukunft das gastronomische Zentrum des Parks bilden. Ein Gastronom soll insgesamt 540 Sitzplätze in Biergarten, Innenräumen und Terrasse mit einem „besonderen, lokalen Angebot“ bewirten. Daneben sei ein Tanzsaal geplant, ein Ausstellungsraum und Residenzen für vier Künstlerinnen und Künstler, die dort dauerhaft oder temporär wohnen, sagte Katja Aßmann, künstlerische Leiterin des Zentrums für Kunst und öffentlicher Raum, das die künstlerische Gestaltung des Parks übernimmt.
Gleich neben dem Eierhäuschen ist ein berlinweites Novum geplant: Ein öffentlicher Schiffsanleger, über den aber noch nicht ganz feststeht, welche Funktion er erfüllen wird. Ob es dort auch BVG-betriebene Schiffe geben wird, die die Spree überqueren, und wie sich der Steg grundsätzlich in die Berliner Fahrgastschifffahrt einfügen wird, sei noch unklar.
Überhaupt setzen Grün Berlin und die Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz auf eine Anbindung per ÖPNV, Fahrrad, Wasserweg oder zu Fuß. Wenige Pkw-Parkplätze soll es in der Nähe des Eierhäuschens geben, allerdings seien sie nur über eine Anmeldung zugänglich und zum Beispiel für mobilitätseingeschränkte Besucherinnen und Besucher reserviert. Die Zufahrt über den Dammweg, der von der Köpenicker Landstraße aus zum Gelände führt, soll über eine Schranke reguliert werden, er soll hauptsächlich als Fuß- und Radweg dienen. Ein Shuttle-Bus könnte zwischen Park und S-Bahnhof Treptower Park pendeln.
Hinter dem Eierhäuschen bildet die Werkhalle, zukünftig ein multifunktionales Kultur- und Begegnungszentrum, den zentralen Eingang zum Kernbereich des Parks. Er soll ab 2024 wieder eröffnen und 2026 fertig sein. Besucherinnen und Besucher sollen einen „sozial erschwinglichen Eintritt“ zahlen, erklärte Stefan Tidow, Staatssekretär für Umwelt und Klimaschutz. Je nach Modell könnte dies eine Jahreskarte von maximal zwölf Euro sein, oder ein Eintrittsgeld von ein bis zwei Euro, je nachdem, ob eine Fahrt mit dem Riesenrad im Preis integriert wird.
Den Eingang im Westen des Parks wird die 1969 gebaute Mero-Halle bilden, die mit ihrem laubenartigen Tragwerk in ihrer ursprünglichen Form erhalten bleibt. Die 1800 Quadratmeter große Fläche soll Freiluftgalerie und Bühne für Auftritte und Inszenierungen werden. „Wir werden schon ab 2022 ausprobieren, was dieser Ort kann“, sagte Aßmann. Der kolumbianische Künstler Iván Argote werde sich auf der Fläche verewigen.
Weitere Flächen des Geländes werden etwa als offene Liegewiesen ertüchtigt, in denen einzelne Relikte des Vergnügungsparks dem natürlichen Verfall überlassen werden. Insgesamt soll die Stadtnatur, eingebettet in das Landschaftsschutzgebiet Plänterwald, im Park eine große Rolle spielen: Besonderer Schutz gilt den Orten, die sich die Natur zurückgeholt hat und an denen sich Biotope gebildet haben.
Etwa der Teich an der ehemaligen Schwanenbahn: Mit der Armleuchteralge hat sich dort eine Art angesiedelt, die auf der roten Liste steht – dort soll der Lost-Place-Charakter erhalten bleiben und durch die Rakete vom ehemaligen Kinderkarussell „Brummel“ ergänzt werden. Das ehemalige Pavillon wird durch die venezolanische Künstlerin Sol Calero farbenfroh gestaltet.
Die Familienachterbahn „Spreeblitz“ gehörte einst zu den beliebtesten Attraktionen des Spreeparks. Auch ihre Relikte bleiben inmitten von Bäumen und Büschen erhalten. Diskutiert wird, ob ihr Gerüst zu einer begehbaren Fläche zwischen den Baumwipfeln genutzt werden kann.
Der Monte Carlo-Drive soll hingegen zum Kunstparcours mit optischer Täuschung werden. Das Riesenrad wurde Anfang des Jahres demontiert, seine Einzelteile geröntgt. Es soll als einziges Fahrgeschäft ab 2024 wieder fahren, allerdings mit neuen Gondeln in reduzierter Zahl: Zum 40. Jahrestag der DDR waren es einst 40 Gondeln. „Verschiedene Ingenieure sind daran beteiligt, aus dem Riesenrad ein besonderes Besuchererlebnis zu machen“, sagte Aßmann.
Das Schöne am Spreepark sei der „Charakter des Unfertigen“, sagte Schmidt. „Wir machen hier keine Tabula Rasa, sondern einen Park für Berlinerinnen und Berliner, der aus seiner Vergangenheit entsteht und sich weiterentwickeln wird.“ Fast jede oder jeder habe Erinnerungen, die sie oder er mit dem Park verknüpft, was ihn zu einem „magischen Ort“ mache, sagte Tidow.
Das Bezirksamt Treptow-Köpenick leitet nun das Bebauungsplanverfahren für das Projekt ein. Die Gesamtbaukosten belaufen sich laut Grün Berlin auf rund 72 Millionen Euro. Die Finanzierung erfolgt über das Land Berlin, das Sondervermögen Infrastruktur der Wachsenden Stadt, der Förderung zur Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur und aus Bundesmitteln zur Sanierung kommunaler Einrichtungen in den Bereichen Sport, Jugend und Kultur (Fotos: RMC, Grün Berlin/Text: Berliner Morgenpost – Lea Hensen)!