Hochmodernes Naturkundemuseum wird am Wilhelm-Leuschner-Platz gebaut – Stadt erhält so ein weiteres kulturelles Aushängeschild
Der Bau des Naturkundemuseums in der Stadt Leipzig, in deren Stadtteil Sellerhausen-Stünz sich unser aktuelles Denkmalobjekt in der Ostheimstraße 5a und b befindet (https://bit.ly/3UsaSY3; https://bit.ly/3BSfU8U), im früheren Bowlingtreff am Wilhelm-Leuschner-Platz wird konkret: Nach Abschluss der Vorplanungen soll es im März des kommenden Jahres mit den ersten Arbeiten losgehen. Das geht aus der Dienstberatung des Oberbürgermeisters hervor. Der Stadtrat muss den Entkernungsmaßnahmen am Bestandsgebäude noch zustimmen, die Kosten belaufen sich auf 52,6 Millionen Euro.
„Trotz der vielen aktuellen Herausforderungen setzt Leipzig ganz bewusst auf ein modernes Naturkundemuseum mit Bildungsauftrag und wissenschaftlichem Anspruch. Die Bürgerinnen und Bürger identifizieren sich sowohl mit dem Bowlingtreff als auch mit dem Naturkundemuseum. Ich bin überzeugt, dass das Projekt ein Leuchtturm mit überregionaler Ausstrahlung und einem großen Mehrwert für die Stadt Leipzig wird“, sagt Kulturbürgermeisterin Dr. Skadi Jennicke.
Derzeit läuft eine umfangreiche Bauzustandsuntersuchung. Geplant ist, auf Basis dieser Gutachten und Analysen im März 2023 mit dem Rückbau im Bestandsgebäude zu beginnen. Dieser umfasst die Beseitigung von schadstoffbelastetem Bestandsmaterial für eine „Gesundatmung“ des Gebäudes. Dazu werden Putz und Fliesen an allen Außenwänden abgeschlagen. Das teils undichte Dach wird provisorisch verschlossen, um weiteres Eindringen von Regen- und Oberflächenwasser zu verhindern. Durch Querbelüftung wird die Trocknung der Wände beschleunigt. Der Rückbau erlaubt auch eine tiefergehende Untersuchung des Bestandes auf Feuchte und Druckfestigkeit des Betons. Damit wird eine höhere Planungssicherheit und Risikominimierung für den unterirdischen und denkmalgeschützten Bau erreicht – nicht zuletzt mit dem Ziel eines optimalen Bauablaufs.
Ursprünglich wurde das rund 15 Meter tiefgehende Bestandsgebäude 1925/26 als unterirdisches Umspannwerk errichtet und 1986/87 nach Entwürfen von Winfried Sziegoleit zu einer Freizeitsportstätte umgeplant und um das achteckige Eingangsbauwerk (Oktagon) erweitert. Bis 1997 wurde das Gebäude unter dem Namen „Bowlingtreff“ genutzt und steht seitdem leer.
„Die Planer mussten sich vor allem mit der Frage beschäftigen, wie man mit dem komplexen Erbe und der künftigen Aufgabe des Gebäudes umgehen kann“, erläutert Baubürgermeister Thomas Dienberg. „Ich freue mich, dass der unter Denkmalschutz stehende postmoderne ,Bowlingtreff‘ in zeitgemäßer Architektursprache weiterentwickelt werden kann. Das Naturkundemuseum erhält dabei eine tragende Rolle als zentraler Baustein für die gesamte Entwicklung des Wilhelm-Leuschner-Platzes.“
Mit dem eigentlichen Umbau ab 2024 erhält das Gebäude einen öffnenden Schwung hin zum Eingangsgebäude durch Umgestaltung der bislang flachen Dächer über den unterirdischen Hallen. Die Decke der Westhalle wird angehoben; auf der Ostseite wird Material aufgeschüttet. Dadurch werden auch die Dimensionen des hauptsächlich unter der Erde liegenden Baus nach außen hin sichtbar. Durch die Gestaltung werden auch Inhalte des Museums aufgegriffen: So verdeutlicht eine vertikale Raumspalte an der Westhalle die geologische Schichtung und macht Erdgeschichte erlebbar.
In einem zeitgemäßen Museumskonzept, welches verständlich und unterhaltsam Wissen vermitteln soll, werden zukünftig in der Westhalle des Bowlingtreffs die Dauerausstellung und in der Osthalle die Sonderausstellungen untergebracht. In drei Hauptinszenierungen sollen in der Dauerausstellung Aspekte der Leipziger Erdgeschichte, prähistorische Lebenswelten, die Kunst der Präparation sowie das beeindruckende Spektrum Leipziger Wissenschaftshistorie beleuchtet werden.
„Ich freue mich, dass es nun endlich losgeht und unsere Visionen greifbarer werden. Mit den Entwürfen von W&V Architekten öffnet sich das Museum nach außen und schafft Ein- und Ausblicke, die neugierig auf mehr machen. Gleichzeitig wird dem herausragenden Baudenkmal Bowlingtreff mit den behutsamen architektonischen Impulsen eine sensible bauliche Fassung gegeben, welche diesem Leipziger Juwel zusätzliche Strahlkraft verleiht und seine prominente Rolle auf dem Leuschnerplatz manifestiert“, sagt Dr. Ronny Maik Leder, Direktor des Naturkundemuseums Leipzig.
Die Gesamtinvestitionskosten für die Baumaßnahme „Museum für Naturkunde und Biodiversität im Bowlingtreff Leipzig“ werden auf 52,6 Millionen Euro geschätzt. Für das Vorhaben wurden Fördermittel aus dem Strukturwandelprogramm des Bundes beantragt.
Mit dem Planungsbeschluss am 28. April 2021 gab es den offiziellen Startschuss für den Umbau des Bowlingtreffs. Nach erfolgreichem Abschluss der europaweiten Vergabeverfahren begannen im Mai 2022 die Planungen. Dort konnten das Team des Architekturbüros W&V Architekten aus Leipzig gemeinsam mit dem Freianlagenplaner bbz Landschaftsarchitekten und dem Tragwerksplaner Staupendahl & Partner mit ihrer Konzeptidee überzeugen. Für die Planung der Technischen Gebäudeausrüstung sind die Büros B.A.C. Bau- und Anlagenconsult Dr. Barleben (Heizung, Lüftung, Sanitär) und B-Plan (Elektroplanung) verantwortlich. Die Ausstellungsplanung und Szenografie übernimmt das Büro Kocmoc (Fotos: Stadtverwaltung Leipzig, Ronny Maik Leder, RMC).